Im ersten Teil unserer Serie über die Wandlung im Agility vom Breitensport für jedermann bis hin zum Spitzensport haben wir uns in erster Linie mit den Hindernissen und der Infrastruktur beschäftigt. Doch dieser Sport wäre nicht möglich ohne unseren vierbeinigen Lebensbegleiter. Genau, ein Lebensbegleiter. Denn im Gegensatz zu einem Tennisschläger, welchen wir nach Trainingsende oder nach einem Spiel einfach wieder in den Schrank versorgen, begleitet uns der Hund tagtäglich. Und das über mehrere Jahre hinweg. Dennoch werden viele Hundebesitzer die aktiv Agility betreiben von seinesgleichen, welche eben kein Agility betreiben, gerne als überehrgeizige und egoistische Personen dargestellt. Lassen sich Agility und das Wohlergehen des Hundes also nicht miteinander vereinbaren?
- Teil 1: Einleitung und Infrastruktur
- Teil 2: Der Mensch und die Hunde
- Teil 3: Training und Vermarktung
Wenn man diesen Personen glauben schenken darf, dann nicht. Die folgende Aussage mag möglicherweise auf einer Plattform, die sich hauptsächlich um Agility dreht, nicht sehr unbefangen sein. Dennoch möchten wir einen kurzen Erklärungsversuch starten, der hauptsächlich auf eigenen Erfahrungen basiert. Wichtigster Punkt dabei ist die enorme Bindung und das Vertrauen zwischen Hundeführer und Hund, die durch die intensive zeitspielige Zusammenarbeit entsteht. Den Begriff Zusammenarbeit möchte ich auch gleich für den zweiten Punkt nutzen. Spielt der Hund nicht mit, macht Herrchen auf lange Sicht sicherlich auch nicht mehr mit. Also kann man generell davon ausgehen, dass die Hunde in einem Parcours ebenfalls auf ihre Kosten kommen – oder warum sonst, sollten sie diese athletischen Höchstleistungen an den Tag legen? Der Hund ist schliesslich im Gegensatz zum Tennisschläger ein Individium. Der Ehrgeiz ist sicherlich in ausgeprägter Form vorhanden, das lässt sich nicht schönreden. Ob dieser wirklich auf Kosten der Hunde geht sei dahingestellt, denn schlussendlich beschäftigt sich ein Mensch der Hundesport betreibt, in der Regel viel eingehender mit dem Thema Hund und dessen Gesundheit.
Der gesundheitliche Aspekt ist denn auch in den letzten Jahren, ein immer wichtigerer Bestandteil geworden. Und das ist auch gut so. Sei es wie im ersten Teil bereits erwähnt, durch sicherere Hindernisse, bessere Infrastruktur (Bodenbeschaffung und Licht) oder eben der immer höheren Geschwindigkeit angepassten Führungstechniken. Hier werfen wir einmal die generelle Frage in den Raum, warum denn die Hunde eigentlich immer schneller werden? Ganz lässt sich die Frage nicht beantworten da eine Vielzahl von Faktoren mitspielen. Einerseits wird leistungsorientiert gezüchtet. Auch das ist alles andere als Negativ, wie es oft dargestellt wird. Denn die im Hundesport aktiven Hunde kann man auch als gläserne Hunde bezeichnen. Das heisst, man findet teilweise innerhalb weniger Klicks etliche Informationen zum Hund und dessen Vorfahren oder Nachkommen. Auch Krankheiten lassen sich nur schwer verbergen. Ausgeschlossen sind da natürlich, nicht ausgebrochene Erbkrankheiten. Gesundheitlich sind diese leistungsorientierte Paarungen, sofern die anderen Aspekte wie beispielsweise das Wesen auch passen, also definitiv keine schlechte Sache, wie ihnen oft angekreidet wird. Die Hunde sind im Kopf ausgelastet und körperlich ebenfalls auf einem hohen Level.
Ein weiterer Faktor, mit denen man das immer höhere Tempo erklären kann, ist der Mensch selbst. Durch das bei anderen Hunden gesammelte Know-how, lässt sich der Aufbau entsprechend zielgerichtet ausrichten. Auch, und da gibt es die unterschiedlichsten Meinungen dazu, beginnt der schrittweise Aufbau schon eher als noch vor einigen Jahren. Mit Berücksichtigung des gesunden Menschenverstands lässt sich dies aber definitiv mit dem Wohlergehen des Hundes vereinbaren. Ein schrittweiser Aufbau bereitet die Gelenke schonend Tag für Tag auf die Höchstleistungen vor, welche der Hund später in Training und Wettkampf leisten muss. Natürlich ist hier nicht von der Brechstangenmethode die Rede, sondern vielmehr mit der spielerischen Annäherung unter Berücksichtigung der altersgemässen Stufen an den Sport.
Schnellere und wendigere Hunde fordern aber auch automatisch eine entsprechende Gegenleistung des Menschen, der den Hund als Stütze und Wegweiser durch den Parcours begleitet und somit ebenfalls einen grossen Einfluss auf das Verletzungsrisiko des Vierbeiners hat. Während die Hunde praktisch von Jahr zu Jahr schneller werden, tut sich auf der anderen Seite nur wenig. Die eigene Fitness geht, und da müssen wir uns fast alle an der Nase nehmen, gerne mal vergessen. Wir erwarten von unserem Begleiter schliesslich auch stets Höchstleistungen, warum darf er das auch nicht von uns erwarten? Zwar zeichnet sich, gerade auf internationaler Ebene, ein klarer Trend hin zum jüngeren und sportlicheren Hundeführer oder Hundeführerin ab. Dieser Abwärtstrend wird wie in praktisch allen Sportarten weiter zunehmen. Daher ist es auch nicht wirklich aus der Luft gegriffen, wenn man sagen kann, dass in einigen Jahren zielgerichtete Fitnesstrainings gang und gäbe sein werden. Denn diese Entwicklung ist ein klares Indiz hin zum Leistungssport oder gar dem Spitzensport.